In meiner Praxis arbeite ich häufig mit der inneren Kind Metapher, um meinen Klienten zu helfen, die Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen und Emotionen besser zu verstehen und zu erkennen, welche Rolle die Kindheit dabei spielt. Insbesondere in Beziehungen beeinflusst unser inneres Kind, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren und welche Muster wir im Alltag wiederholen.
Das innere Kind ist ein psychologisches Konzept, das sich auf die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit bezieht. Es ist eine Metapher für die unbewussten Anteile in uns, die unsere Wahrnehmung, Verhaltensweisen, Denkmuster und Gefühle im Erwachsenenalter beeinflussen. Diese Einflüsse können sowohl positiv als auch negativ sein und sich in verschiedenen Lebensbereichen bemerkbar machen. Das innere Kind kann verletzte Gefühle und Bedürfnisse haben, aber auch kindliche Freude, Neugier und Kreativität verkörpern. Insbesondere unsere Basisemotionen wie Angst, Trauer, Wut, Scham und Schuld, aber auch Begeisterung, Freude und Lust sind eng mit dem inneren Kind verbunden.
Durch die Auseinandersetzung mit dem inneren Kind können alte Wunden und traumatische Erfahrungen leichter verarbeitet und Heilungsprozesse in Gang gesetzt werden. Wenn wir unser inneres Kind begreifen, können wir einen liebevolleren Umgang mit uns selbst finden und gesünderen Beziehungen zu anderen Menschen führen. Auch in meiner traumasensiblen Sexualtherapie und in der Paartherapie arbeite ich deshalb häufig auch mit den Anteilen unseres inneren Kindes.
Viele Menschen ahnen kaum, wie sehr ihre Kindheitserfahrungen von einst ihre Reaktionen auf ihren Liebespartner beeinflussen und ihr heutiges gefühlsmäßiges Erleben bestimmen. Mit den immer gleichen Mustern reagieren sie auf Zurückweisung oder Angriff, verstricken sich in die immer gleichen Beziehungsdramen und drehen sich gefühlt im Kreis.
Täglich treffe ich Paare in meiner Praxis, die sich regelrecht bekämpfen, die beide wollen, dass ich ihnen recht gebe und den anderen verurteile oder so therapiere, dass er/sie sich nach ihren Wünschen verändert. Trotzdem behaupten die meisten mit voller Überzeugung eine schöne oder zumindest doch ganz normale Kindheit gehabt zu haben. Aber was hält sie dann davon ab, liebevoller miteinander umzugehen?
Bei näherem Nachforschen kommt häufig wenig Entwicklungsförderliches zutage, wie Streit der Eltern, Vernachlässigung, Beschämung sowie viele andere emotionale und manchmal auch körperliche Verletzungen. Besonders schlimme Kindheitserlebnisse sind oft nicht mehr zugänglich. Wenn jemand keine oder kaum Kindheitserinnerungen hat, ist es daher eher kein Zeichen, dass alles gut war…
Das limbische System, das die Amygdala und den Hippocampus umfasst, ist das emotionale Zentrum unseres Gehirns. Es reguliert nicht nur Emotionen, sondern auch unser Gedächtnis, das Lernen und unsere sexuelle Lust. Hier ist auch unser inneres Kind "zuhause".
Unser limbisches System ist unser „Beziehungsgehirn“ und lernt von unseren Bezugspersonen in der Kindheit, wie Beziehungen funktionieren. Auch, wenn wir uns nicht an alles genau erinnern, sind hier alle Verbote, Zurechtweisungen, Belehrungen, Bestrafungen und auch alle Belohnungen und Zuwendungen, die wir jemals erfahren haben, abgespeichert. Wir lernen schon früh unser Verhalten an die Erfahrungen, die sich in unserer Kindheit wiederholen oder besonders schmerzhaft sind, anzupassen.
Mittlerweile ist das Konzept des inneren Kindes vielen Menschen bekannt. In einer Vielzahl von Büchern, Podcasts, Workshops, etc. wird es immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Die wohl aktuell berühmteste Autorin auf dem Gebiet ist die Psychotherapeutin Stefanie Stahl. Sie gibt Übungen wie Fantasiereisen an die Hand, zum Beispiel, um das innere Kind zu trösten, alte Erinnerungen zu überschreiben und das Erwachsenen-Ich zu stärken. Die blumige Sprache mag nicht jeden ansprechen (»Verankere dein Sonnenkind in dir«). Doch die Ideen finden sich auch in anerkannten Therapien wieder, etwa alte Glaubenssätze zu erkennen, sich auf seine Stärken zu besinnen, Grenzen zu setzen. Wenn ich ein Buch zum Thema „inneres Kind“ empfehle, dann dieses.
ABER: Auch wenn das Konzept des inneren Kindes leicht zu verstehen und uns die Selbstreflektion zu dem Thema mit Hilfe eines wunderbaren Buches erheblich erleichtert wird, dürfen wir dennoch nicht vergessen, dass unser inneres Kind in unserem limbischen System zuhause ist. Das bedeutet, dass wir, um unsere Muster nicht nur zu verstehen, sondern sie auch verändern zu können, über die analytische Selbstreflektion (oder das therapeutische Gespräch) hinaus mit unseren Körperwahrnehmungen, Empfindungen und inneren Bildern wie z.B. in der Tiefenpsychologie und Methoden aus der EMDR und der Traumatherapie arbeiten müssen.
Zusätzlich gilt es zu beachten, dass unser limbisches System unser „Beziehungsgehirn“ ist. Es ist daher in meiner Erfahrung notwendig, dass wir nicht alleine, sondern in IN BEZIEHUNGEN mit dem inneren Kind arbeiten, um langfristige Therapieerfolge zu erzielen. Auch die Beziehung zwischen Therapeut und Klient sind hier nur ein Anfang. Um alte Wunden zu heilen, die im Alltag mit unseren Herkunftsfamilien entstanden sind, brauchen wir heute heilsame Situationen mit unseren Liebsten integriert in unseren Alltag, um alte Muster tatsächlich langfristig zu überschreiben…
Nadia Michel
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